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San Jose State University: Interview über ein Auslandssemester in den USA - Teil 2

Sie haben im International House gewohnt, in dem viele internationale mit einheimischen Studierenden zusammenwohnen. Ihr Zimmerpartner war beispielsweise ein amerikanischen Student. Dort lernt man sich schnell kennen und isst auch häufig gemeinsam. Welche Erfahrungen haben Sie im Bezug auf das Essen dort gemacht? Und wie lief die sonstige Verpflegung außerhalb Ihrer Unterkunft ab?

Auf dem Campus gibt es eine Mensa, wo man auch als Bewohner des International House eine Karte bekommt. An Feiertagen haben die Köche im International House frei, also kann man dann auf die Mensa zurückkommen. Dort ist das Essen günstig, lecker und es gibt eine große Auswahl. Ansonsten gibt es auf dem Campus gefühlt an jeder Ecke kleine Snacks. Dazu kommt noch ein größerer Food Court, wo das Essen zwar etwas teurer als in der Mensa ist, dafür die Auswahl dementsprechend auch größer ist. Auf dem Campus werden noch mexikanische Snacks verkauft. Also ist das Angebot sehr groß.

Im Bezug auf die Seminare und Vorlesungen: Welche erwähnenswerten Eigenheiten oder Unterschiede zum Studium in Deutschland sind Ihnen aufgefallen? Gab es große Unterschiede zu den gewohnten Vorlesungen an Ihrer Heimatuniversität?

Was mir als erstes aufgefallen ist, ist, dass die Kurse sehr klein waren – etwa 25 bis 30 Studierende – sodass man bei Fragen schnell eine Antwort bekommen konnte. Ich habe mir recht einfache Kurse ausgesucht und dementsprechend hatte ich auch nie das Gefühl, am Lernlimit zu sein. Wenn ich mal etwas nicht verstanden habe, habe ich mich hingesetzt und dann gingen die Verständnisprobleme rasch weg. Es ist mehr Masse als in Deutschland – man wird zugeschüttet mit Erledigungen und Sachen, die man lesen muss. Die Intensität hält sich aber in Grenzen und ich habe mir nicht gerade die schwierigsten Thermodynamik-Kurse rausgesucht, also alles keine „rocket science“. Es gab keinen Kurs mit 400 Studierenden oder ähnlicher Größe. Das meiste ist sehr klassenartig.

Sie haben neben Ihren regulären Kursen an der SJSU auch Kurse an der renommierten Stanford University belegt. Hierbei handelte es sich um die Stanford Continuing Studies. Neben dieser einmaligen Erfahrung spielt auch eine andere Frage eine wichtige Rolle: Werden die Credits, die Sie in Stanford erzielt haben, auch anerkannt?

Das ist momentan noch eine große Frage, weil es keine Kurse innerhalb meines Studienplans waren – ich habe beispielsweise keinen Kurs ersetzt – sondern alles was ich in Stanford gemacht habe, war freiwilliger Zusatz. Da bin ich noch in den Verhandlungen, ob diese Kurse als „nicht Noten-relevante“ Leistung auf mein Bachelor-Zeugnis geschrieben werden können. Die Anrechnung hängt von der deutschen Bürokratie ab, aber wenn man willige Studiengangsleiter und Helfer in der Verwaltung hat, geht so etwas bestimmt auch an anderen Universitäten. Im Endeffekt kostet es ja nichts, wenn man diese Zusatzleistung auf das Zeugnis schreibt.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den Professoren in den USA im Gegensatz zu Ihrem Verhältnis zu den Professoren in Deutschland beschreiben?

In meinem dualen Studium ist das Verhältnis zu den Professoren tatsächlich ähnlich wie in den USA, weil wir auch sehr kleine Klassen haben. In beiden Ländern sind die Professoren sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Bei größeren Universitäten mit größeren Kursen als in San Jose gehen die Professoren weniger auf die Fragen ein. Auf die Erfahrungen und Interessen der einzelnen Studierenden wird an der San Jose State University großen Wert gelegt, sodass in dem Tagesablauf genug Platz für freie Aktivitäten ist. Ich habe vor allem positive Erfahrungen mit den Dozenten gemacht. Dennoch ist ja jeder unterschiedlich, aber wenn man respektvoll mit den amerikanischen Dozenten umgeht, gibt es keine Probleme. Ich finde, das Verhältnis an der SJSU zwischen Professoren und Studierenden ist vergleichbar mit dem Verhältnis in meinem dualen Studiengang.

Welche Freizeitmöglichkeiten in San Jose und der SJSU können Sie weiterempfehlen?

Man sollte das Angebot nutzen, das die Universität einem bietet. Von Musikveranstaltungen über Sportveranstaltungen bis Meetings gibt es hier Events in alle Richtungen. Man kann auf dem Rasen Quidditch spielen oder in Gruppen lernen und seine Freizeit verbringen. Gerade ältere Studierende laden einen oft zu solchen Events ein. Auch die Universität selber organisiert solche Veranstaltungen zu Beginn des Semesters. Beispielsweise fährt man mit hundert anderen Studierenden zum nächsten Tesco und kauft die benötigten Materialien ein. Dann werden noch Verlosungen gemacht und während des Semesters zu den Mid-Terms und Finals werden „First-Aid-Kits“ verteilt, in denen Blöcke, Stifte und auch Süßigkeiten zum Lernen sind. Die Sportveranstaltungen gehen ebenfalls in alle Richtungen. Für Informatiker gibt es zum Beispiel auch Computer-Clubs in denen man spielen kann. Neben den klassischen Sportangeboten kommen auch noch ausgefallenere Dinge wie Schach- oder Lese-Clubs dazu. Man muss sich natürlich informieren und fragen, aber so findet man auch neue Sachen, die man vorher vielleicht gar nicht so im Blick hatte. Für Aktivitäten Off-Campus bekommt man die typische Flaniermeile mit Bars und Restaurants in der ersten Woche gezeigt. An solchen Orten trifft man sich ganz automatisch. Um in die Bars zu kommen muss man selbstverständlich 21 sein.

Haben Sie auch Ziele außerhalb Kaliforniens besucht?

Wir haben eine größere Tour über 14,5 Stunden von San Jose über das Death Valley nach Las Vegas gemacht. Dort blieben wir dann drei Tage und konnten montags wieder etwas übermüdet zur Vorlesung in die Uni gehen. So ein typisch amerikanischer Roadtrip lohnt sich auf jeden Fall. Auf dem Hinweg kam es mir bei der Fahrt durch das Death Valley vor, als würde die Zeit verfliegen, weil es so viele unterschiedliche Eindrücke von der Natur und der ganzen Umgebung gibt. Man fährt nicht schnell, das Auto fährt quasi von alleine, also hat man auch die Möglichkeit etwas in die Natur zu schauen. Mit guter Musik macht so eine Tour richtig Spaß.

Haben Sie etwas aus Deutschland vermisst und haben Sie sich auf etwas bestimmtes gefreut, als Sie wieder zurück gekommen sind?

Am meisten habe ich es vermisst, die neuen Erfahrungen aus den USA mit meinen deutschen Freunden teilen zu können. Natürlich trifft man dort neue Leute und schließt klasse neue Freundschaften, aber oft hat man den Gedanken, dass es den heimischen Freunden auch sehr gut gefallen würde. Sonst hat es mir in San Jose an nichts gefehlt. Es gab sogar einen Abend im Monat, wo Hunde aus der Nachbarschaft ins International House gebracht wurden, damit man sein Haustier von zu Hause nicht zu sehr vermisst. Ein bisschen weniger strenge Regeln hätten mir ab und zu auch gefallen, aber der Umgang mit solchen Vorschriften gehört auch zu amerikanischen Kultur und auch hier kann ich nicht sagen, dass ich etwas aus Deutschland vermisst hätte.

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